Gut Nettehammer
Die Römer nutzten den Ort, an dem heute der Nettehammer liegt, als Hafenanlage, denn hier drückte der Rhein über drei Kilometer in die Nettemündung. Archäologische Funde belegen, dass im Flurdistrikt "Langentrog", auf dem Gelände des heutigen Gutshofes, einst prunkvolle römische Villen standen. Terra Sigillata, Irisglas, Austernschalen und seltener Marmor zeugen von Pracht und Reichtum des römischen Lebens - vielleicht ein Grund, weshalb das von Römern errichtete Andernach die zweitälteste Stadt Deutschlands ist. Und ein guter Grund, das historische Juwel von Gut Nettehammer als Hochzeitslocation zu wählen...
1138 wird der Landsitz erstmals urkundlich erwähnt, damals noch als "Nettemühle". Die zur Getreideverarbeitung genutzte Mühle wurde 1727 unter der Äbtissin von der Hees zu einer Hammermühle für die Eisenverarbeitung umgebaut. Bis 1803 war das Werk im Besitz des Klosters St. Thomas, welches hier hauptsächlich Nägel fertigte. Mit der Säkularisation durch Napoleon wechselte der Nettehammer seinen Besitzer. 1808 wurde die Anlage vergrößert. Inzwischen erzeugten vier wasserbetriebene Hammerwerke 175 Tonnen Stabeisen im Jahr. Über 100 Mühlenarbeiter, Holzarbeiter und Köhler wurden zu dieser Zeit beschäftigt.
1846 ging der Nettehammer in den Besitz der Familie des heutigen Eigentümers über. Sein Ur-Ur-Urgroßvater, Peter Backhausen, kaufte den Nettehammer und erweiterte ihn, indem er die Miesenheimer Drahtstiftefirma Quirin und Dreher dem Gut angliederte. Nach etlichen Umbauten erlebte das Hammerwerk seine Blütezeit zwischen 1860 und 1923 unter der Ur-Urgroßmutter Freifrau von Sulzer-Wart. Neu angelegte Systeme von Wassergräben und Weiher sorgten für eine gute Energiegewinnung und Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen. Zu dieser Zeit produzierten 120 Mitarbeiter an 17 Hämmern Metallgeschirre, Töpfe und Drahtstifte.
Neben der Industrie kam auch das musische Leben nicht zu kurz. Die künstlerischen und musikalischen Interessen der Familie wurden mit bekannten Zeitgenossen geteilt. Johannes Brahms und Gerhard Hauptmann waren Gäste auf dem Gut, ebenso Henry van de Velde. Um 1905 verhalf die Freundschaft zwischen den Urgroßeltern und dem berühmten belgischen Architekten zu umfangreichen baulichen Veränderungen des einstigen Herrenhauses. Neben Umbauten an der Außenfassade stattete er den Innenraum mit prunkvollem Mobiliar und Silber aus. Sein Werk wurde im Zweiten Weltkrieg zu Nichte gemacht, als Fliegerbomben das Herrenhaus teilweise zerstörten.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte neben der industriellen Nutzung auch ein landwirtschaftlicher Betrieb zum Anwesen. Nach der großen Weltwirtschaftskrise sowie dem Tod des Urgroßvaters konnte dessen Frau Elly von Scheel den industriellen Betrieb nicht mehr halten und konzentrierte sich fortan auf die Landwirtschaft. Die Einrichtung dieses Betriebs rettete die Existenz der Familie nach dem Konkurs der Nagelfabrik 1930. Heute ist der landwirtschaftliche Betrieb von Gut Nettehammer verpachtet. In den Gebäuden befinden sich Wohnungen, in den Stallungen sind Pensionspferde untergebracht. Teil des Reiterhofes sind auch ein Weidegang, ein Reitplatz und eine Reithalle. Das dadurch entstehende Ambiente schafft eine authentische Landhausidylle, die oft und gerne als Location für Hochzeiten, Familienfeste und Firmenfeiern dient.